Wenzel

David B. A. Lahmer

Ein junger Mann zieht aus, um sein Glück zu machen und durch sittliches Betragen und heldenhafte Taten vom Manne zum Edelmanne zu reifen: Am Ende folgt nicht nur der Ritterschlag, sondern – viel wichtiger noch – eine Erkenntnis.

Die Erzählung »Wenzel« zitiert in Aufbau und Funktion die Textform des Artusromans und nimmt dabei unter anderem Bezug auf die Parzivalsage. In der gesetzten Versform spiegelt sich das klar ausgerichtete Weltbild des Wenzel wider, der als Jüngling auszog, um Tugend und Sittlichkeit in die Tat umzusetzen.

In den nun folgenden Abenteuern findet sich Wenzel als Akteur in Szenen der Grimm’schen Märchen und des Gralsepos wieder. Im Vertrauen auf den elterlichen Rat handelt er entsprechend seiner Moralvorstellungen. Dass Wenzel sich bei der Bewältigung seiner Aufgaben in Folge wie die Axt im Walde agiert, ist nicht einer verqueren Vorstellung von Recht und Gerechtigkeit geschuldet, sondern dem Verständnis der Situation, das Wenzel zum Handeln zwingt. Was der Leser als himmelschreiendes Unrecht begreift – die jeweilige szenische Vorgeschichte ist bekannt – ist für Wenzel nur recht und billig. Sein Dilemma, das einer gewissen Komik nicht entbehrt, ist, das eigentlich Richtige vor dem falschen Hintergrund zu tun. Eine Erkenntnis, die ihn selbst am Ende etwas bitter ankommt: Nicht die Moral allein scheint entscheidend, sondern wann und wie man von ihr Gebrauch macht.

Wenzel

Wenzel
David B. A. Lahmer

1. Auflage 2012.
92 Seiten, Broschur (fadengeheftet)
Format 95 × 155 mm
ISBN 978-39502537-6-4
Preis: EUR 11,–

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Aus dem Inhalt

Die Berge

(Anm.: Gekürzte Leseprobe des dritten Kapitels)

Der Wenzel Berg für Berg nun quert,
gleich sieben an der Zahl.
Sturm, Wind, Wetter ’s ihm erschwert,
bald war es eine Qual!

Der Ritter fast am End’ der Kräfte
sieht plötzlich stehn ein Haus.
Zurück sie kehrn, die Lebenssäfte,
er hofft auf guten Schmaus.

Klopfen interessiert ihn nicht,
er stürzt einfach hinein.
Drinnen brennt schon länger Licht,
und er ist nicht allein.

Am Boden eine Maid so schön,
so friedlich wie ein Lamm.
Solch eine Rose in den Höh’n,
in ihrem Haar ein Kamm.

Und sieben Zwerge stehen rundum,
Spitzhacken in der Hand.
Sie spähn zu Wenzel zornig stumm,
der Ritter sie so fand.

Die Rose scheinbar totgeschlagen
von finsteren Gesellen.
Der Wenzel kann das nicht ertragen,
wird sich den Kerlen stellen!

In der Sekund’ schießt Wenzel ein
des Vaters klares Wort.
Wie er ein Held denn könne sein
an einem jeden Ort:

Den Toten soll er Ehr’ erbringen,
begraben sie zur Erd’.
Die Bösewichte niederringen,
so manches besser werd’.

Ein Zwerg will Worte rasch noch formen,
der Wenzel hebt sein Schwert.
Die Red ist keine seiner Normen,
drauf legt er wenig Wert.

Der Wenzel ficht die Übermacht,
ganz ohne Zögern nieder.
Der Ritter alle Zwerge schlacht’,
das dünkt ihn recht und bieder.

Wenzel hebt die tote Maid
und bringt sie aus dem Haus.
Auf einen Hügel nicht sehr weit,
dort trägt er sie hinauf.

Der Reck’ beginnt, hebt aus ihr Grabe,
die Ros’ er damit ehrt.
Weit über ihm da kreist ein Rabe,
wie’s Vater ihn gelehrt.

Häuft Acker auf ihr Angesicht,
verbirgt sie in der Erd’.
Die Sonne spendet wenig Licht,
es wiehert grell sein Pferd.

Und hätte doch der Wenzel nur
jenen Kamm entnommen.
So hätt der Holden Lebensschnur
den Faden aufgenommen.

Doch Wenzel hier von alledem
nichts höret oder sieht.
Fühlt nur den Hauch der Ehre wehn,
genießt schlicht seinen Sieg.

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Der Autor

David Benedikt Alexis Lahmer, 1983 geboren in Hallein und aufgewachsen in Siezenheim. Matura, Zivildienst, danach Lehre zum Buchhändler bei der Rupertus Buchhandlung in Salzburg, die er 2007 mit ausgezeichnetem Erfolg abschloss. Seit 2007 studiert er auf der Universität Salzburg Geschichte sowie Geographie und Wirtschaftskunde auf Lehramt. Seit dem Wintersemester 2011 ist er stellvertretender Vorsitzender der Studentenvertretung in Geographie.

 

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David Lahmer

David B. A. Lahmer
Foto: Salzburger Nachrichten

 

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